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“DIE TOUR DE FRANCE WÄRE DAS GRÖSSTE GEWESEN…

“DIE TOUR DE FRANCE WÄRE DAS GRÖSSTE GEWESEN…

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“DIE TOUR DE FRANCE WÄRE DAS GRÖSSTE GEWESEN…

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…DOCH ES WAR IN DER VERGANGENHEIT UNMÖGLICH, DIESE SAUBER ZU GEWINNEN”

Er hat fast alles erreicht, was man im MTB Sport erreichen kann und viele Siege gibt es nicht, die auf seiner ‚to win list‘ ausständig blieben. Dennoch blieb der mehrmalige Marathonweltmeister weiter hungrig nach Erfolg. Das Besondere an Sauser: Er war in seiner Karriere sowohl in der Disziplin Cross Country, als auch in der Disziplin Marathon, Weltmeister. Das nachfolgende Interview stammt aus der RAD.SPORT.SZENE / Ausgabe März 2014. Vor dem Cape Epic nahm er sich Zeit, um mit uns über ihn, sowie die Entwicklung des Montainbikesports zu plaudern. Eine weitere Besonderheit: Seine Karriere begann, als viele seiner jungen Konkurrenten erst auf die Welt kamen.

„Das erste Mal am Mountainbike saß ich 1989 und ein Jahr später fuhr ich mein erstes Rennen, den ‚Grand Raid Christalp von Hérémance‘. Ein Kollege half mir, es 1993 ins Team ‚Parkpre‘, eine US Bike Schmiede, zu schaffen. Von Bruno Diethelm wurden diese Bikes damals neu in der Schweiz vertrieben. Bruno ist übrigens jetzt Schweizer Nationaltrainer, ein guter Freund und seit drei Jahren auch mein Coach.“

Der Sieg in Kirchberg 2013, wo sich Sauser den Weltmeistertitel holte, ist jedem Radsportfan noch bestens in Erinnerung. Ein wichtiger Erfolg, nach dem zuvor nur hauchdünn verlorenen EM Gold, aufgrund technischer Probleme kurz vor dem Ziel.

Foto: Michal Cerveny
Foto: Michal Cerveny

„WM Gold bügelte neben dem ‚Cape-Epic‘ Sieg fast alles aus! Natürlich war ich sehr enttäuscht wegen des Kettenklemmers auf der Zielgerade bei der Europameisterschaft, aber ich habe mich nicht spezifisch auf dieses Rennen vorbereitet. Richtig hart ist es nur, wenn ein Rennen ‚in die Hose geht‘, auf das man sich Monate lang vorbereitet hat. Und da gab es im vergangenen Jahr auch welche, die ich verloren habe. Unbedingt gewinnen wollte ich ‚Leadville‘, aber Alban Lakata war an diesem Tag einfach zu stark.“

Bei den Spielen in Sydney holte er sich Bronze. Was noch fehlt ist olympisches Gold. Dies erscheint  allerdings unmöglich, da sich die Disziplinen Marathon und Cross Country immer weiter auseinander entwickeln und Rio 2016 ist für einen Langdistanzfahrer im Prinzip schwer zu gewinnen.

„Olympia ist für mich kein Ziel mehr. XCO Rennen werden immer kürzer und ich älter. Eine schlechte Kombination! Schon seit letztem Jahr konzentriere ich mich ausschließlich auf die Langdistanz. Es ist immer schwerer geworden, in beiden Disziplinen vorne mitzufahren. XCO ist aktuell der Leichtathletik sehr ähnlich, was das Training und die Explosivität anbelangt.“

Probleme mit der Motivation kennt Sauser nicht. Gerne denkt er auch an vergangene Siege zurück, vor allem an Rennen, die nur innerhalb von Sekunden entschieden wurden.

„Mich motiviert die Liebe zum Sport, Mountainbiken als Lifestyle, sowie mein perfektes Team und Material. Alle meine Siege waren auf ihre Weise speziell, aber bestimmt sind es die ganz Großen, welche nur sehr knapp ausgefallen sind, die mich emotional am meisten bewegten.”

Sauser und Kulhavy beim Cape Epic, Foto: Michal Cerveny
Sauser und Kulhavy beim Cape Epic, Foto: Michal Cerveny

Teamkollege Jaroslav Kulhavy erzählte uns im Interview, er trainiere in etwa tausend Trainingsstunden pro Jahr. Jahresstunden interessieren die Fans immer wieder, aber der moderne Radsportler denkt nicht mehr in Trainingsstunden, wie es auch Sauser bestätigt:

„Ich weiß nicht genau, wie viele Stunden ich pro Jahr trainiere. Es kommt viel mehr auf die Qualität an. Was ich bestimmt weiß, sind meine Zeiten und Watt-Zahlen bei Intervallen oder diversen Anstiegen.“

Schon seit Jahren spielt sich Sausers Wintertraining Großteils in Südafrika ab, wo er sich perfekt auf die Saison, sowie jedes Jahr auf das Cape Epic, vorbereitet. Doch als Schweizer liebt er natürlich auch den Schnee und in der Vergangenheit war er sogar als Schirennläufer im Einsatz.

„Abwechslung ist das Wichtigste.“

„Südafrika ist für mich zu einer zweiten Heimat geworden. Ich komme schon seit 1997 nach Stellenbosch zur Vorbereitung. Grundsätzlich trainiere ich sehr vielfältig. MTB, Rennrad, Joggen, GYM, Schwimmen etc. Abwechslung ist wichtig über eine lange Trainingsperiode. Im Februar bin ich in der Schweiz, da ich auch den Winter liebe. Dort bin ich auf den Tourenschi unterwegs und auch Alpin. Ich bin früher viele Schirennen gefahren. Schifahren war immer mein Lieblingssport. Im März geht es heuer wieder ab nach Südafrika für die ersten Rennen.“

Sein großes Herz stellt der Weltmeister immer wieder mit diversen Charity Projekten unter Beweis. Aktuell engagiert er sich für ein Projekt namens „Songo“.

Foto: Michal Cerveny
Foto: Michal Cerveny

„Ich habe ‚songo.info‘ 2008 mit einer südafrikanischen Kollegin gegründet. Wir haben ‚Songo‘ über die Jahre unglaublich weiterentwickelt. Es ist ein BMX und MTB Programm, das wir aufgebaut haben. Dabei wurde ein großes Klubhaus neben einer BMX Bahn errichtet, in welchem die Kinder, neben dem Sport und einem Fitnessstudio, auch Nachhilfeunterricht bekommen und von sanitären Anlagen und einer Küche profitieren.“

Die Schweiz wird immer wieder als MTB Nation Nummer eins genannt und weltweit wird das Wissen der Schweizer Trainer und die Trainingsmethoden der Schweizer Athleten kopiert. Auch Sauser kam durch dieses hohe Niveau in den nationalen Wettkämpfen an die Weltspitze.

„Wir haben perfekte Trainingsbedingungen, super Rennserien, hohes Rennniveau plus Leute, die sich der Nachwuchsförderung verschrieben haben. So kann man es kurz auf den Punkt bringen.“

Wie für viele andere Mountainbiker, war auch für Sauser immer wieder der Gedanke, auf die Straße zu wechseln, um ein großes Rennen zu gewinnen, präsent.

„Die Tour de France wäre das Größte gewesen, doch es war in der Vergangenheit unmöglich, diese sauber zu gewinnen.“

„Jetzt ist der Zug abgefahren, aber ein ‚Tour de France‘ oder ‚Tour de Suisse‘ Sieg wäre in der Vergangenheit das Größte für mich gewesen. Jedoch war es in dieser Zeit fast unmöglich, ein großes Rennen sauber zu gewinnen. Irgendwie wusste ich das und es hat sich auch bestätigt!“

Natürlich denkt auch der aktuell beste Marathonfahrer immer wieder über die Zukunft der Disziplin nach und wie viele seiner Kollegen, ist auch er mit dem aktuellen Format der Rennserie unzufrieden.

„Offensichtlich hat die UCI kein Interesse am Marathon Weltcup.“

„Es wäre genial einen Weltcup zu haben mit fünf bis sechs Rennen. Dies könnten ja bestehende Top- Marathons sein. Offensichtlich hat die UCI aber kein Interesse oder keine Zeit dafür. Ist ja verständlich, wenn unser Verband jedes Jahr viel Geld mit dem XCO Weltcup verliert. Ich verstehe nicht, wieso es immer noch keinen Hauptsponsor für den Weltcup gibt. Bestimmt würde sich eine Agentur finden lassen, welche einen ordentlichen Sponsor auftreiben könnte. Null Risiko für den Verband, und der Sport würde immens profitieren.“

Foto: Michal Cerveny
Foto: Michal Cerveny

„Der 29er Vorteil, nur noch ein Kettenblatt, Steifigkeit und unser ‚Brain System‘ – Alles unglaubliche Innovationen. Verbesserungen müssen bezüglich Wartung und Lebensdauer erzielt werden. Zum Beispiel müssen die meisten Lager permanent ausgewechselt und Federgabeln ständig gewartet werden. Nach einem Rennen, speziell in Südafrika, ist jedes Bike hinüber und muss komplett zerlegt werden. Meine Rennbikes für 2014 sind das ‚Specialized Epic World Cup‘ und das ‚Specialized Stumpjumper Hardtail‘, je nach Untergrund. In Südafrika fahre ich immer ‚Fullsuspension‘. Wenn ich in Rennpension bin, werde ich sicher kein ‚Hardtail‘ mehr besitzen. Meine Komponenten kommen alle aus dem Hause ‚Specialized‘. Zum Beispiel fahre ich den ‚Phenom‘ Sattel und ‚Roval‘ Laufräder. Bei der Schaltung vertraue ich der ‚Sram XX1‘ mit ‚Oval Rotor Rings‘.  Für die perfekte Kraftübertragung verwende ich die ‚Look S-Track Pedale‘.“

Wie jedes Jahr ist der Sieg beim Teambewerb „Cape Epic“ eines der großen Ziele des Wahl Südafrikaners. Im Jahr 2014 hat Sauser einen neuen Kollegen an seiner Seite.

„Ich werde mit Rabon Frantisek an den Start gehen. Rabon kommt von der Strasse (T-Mobile, HTC, Quick Step). Ich trainiere aktuell mit ihm schon seit mehr als zwei Wochen hier in Stellenbosch. Er hat unglaublich gute MTB Qualitäten und ist ein super Typ. Ich bin überzeugt wir haben Gewinnerpotenzial!“

Für die kommende Saison hat Sauser drei ganz große Ziele:

„Cape-Epic, WM Titel und ich möchte endlich ‘Leadville‘ gewinnen!

erschienen in der RAD.SPORT.SZENE / Ausgabe März 2014 

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