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** Pernsteiner im Interview // Einblick in seine neue Welt

** Pernsteiner im Interview // Einblick in seine neue Welt

** Pernsteiner im Interview // Einblick in seine neue Welt

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**PREMIUM CONTENT // Leichtgewicht, Kletterkünstler, Vollprofi.  Hermann Pernsteiner, der ehemalige Mountainbiker zeigte in den letzten Monaten, dass er auch da Zeug dazu hat, im Straßensport groß aufzumischen.

 

Mit Jahreswechsel begann für den Kirschlager  einer neuer Karriereabschnitt. Denn Pernsteiner fährt seit 2018 für die World Tour-Mannschaft Bahrain Merida, neben Stars wie Vincenzo Nibali. Und die Ergebnisse sprechen für sich: Sieg mein GP Lugano, 2. Gesamtrang bei der Tour of Japan. Pernsteiner fuhr die größten Erfolge seiner Karriere ein und konnte nach nicht einmal 6 Monaten im Bahrian Merida-Jersey bereits jetzt für eindrucksvolle Resultate sorgen. Wir haben bei Pernsteiner nachgefragt und uns über seine größten Herausforderungen beim Umstieg auf die Straße, den Unterschied der beiden Radsport-Szenen und seine Ziele bei der Österreich Rundfahrt unterhalten. 

 

Hermann, unglaublich was du da bereits in dieser kurzen Zeit auf der Straße gezeigt hast. Du bist bereits voll im Straßensport angekommen?

Ja-  ich denke, dass ich mich mittlerweile im Straßensport eingefunden habe und gut zurecht finde.

 

Du sprichst von mittlerweile… was waren für dich die größten Herausforderungen beim Umstieg auf die Straße?

Sicherlich das Thema Taktik. Es ist einfach unglaublich, was sich während eines Rennen alles an Teamtaktik abspielt und auch die Positionskämpfe während eines World Tour Rennens sind extrem. Da bin ich noch etwas zu zurückhaltend.

 

Und dennoch hast du bereits unglaubliche Erfolge eingefahren. Bei der Österreich-Rundfahrt 2016 hast du bei der Zieleinfahrt mit Tränen gekämpft. Gab es beim Grand Prix der Stadt Lugano ein Déjà-vu?

Puh, in Lugano war ich im Ziel dermaßen fertig, dass ich eine Zeit lang überhaupt nicht klar denken konnte. Nach den 90 km zu zweit vorne und den letzten 20 km alleine war ich komplett leer und wollte einfach nur sitzen. Als ich dann aber bei der Pressekonferenz war und wir danach ins Teamhotel zurückgefahren sind, wurde mir erst so richtig bewusst was passiert war.

 

“In Lugano war ich im Ziel dermaßen fertig, dass ich eine Zeit lang überhaupt nicht klar denken konnte.”

 

Foto: BettiniPhoto©2018

 

Foto: BettiniPhoto©2018

 

In unserem Interview im Jahr 2016 hast du erzählt, dass du deinen Erfolg als Dauergast am Siegespodest eigentlich noch gar nicht richtig glauben kannst. Wie fühlt sich das heute an?

Mittlerweile weiß ich, was ich zu leisten im Stande bin. Dass ich aber gleich in meinem ersten Jahr in einem World Tour Team einen kleinen Klassiker wie Lugano gewinnen kann, habe ich mir selbst nicht gedacht.

 

Was war das Wichtigste, das du seit deinem Umstieg gelernt hast?

Auf der Straße wird das Team über den Einzelnen gestellt, das war sicherlich die erste wichtige Lektion. Und dann musste ich auch im Training etwas umdenken. Heute stehen oft auch einmal ruhige Trainingseinheiten am Programm, denn wenn man ein Rennen nach dem anderen fährt,  kann man sich nicht auch noch im Training zerstören. Das ist beim Biken schon etwas anders gewesen.

 

Hat sich dein Training ansonsten auch noch geändert?

Nein, das Training im allgemeinen hat sich nicht wirklich geändert. Ich weiß ja mittlerweile, was ich tun muss, um in Form zu kommen. Und im Unterschied zum Biken holt man sich beim Straßensport sehr viel über die Rennen, denn das Spezifische lässt sich im Training nur sehr schwer stimulieren.

 

“Wenn man ein Rennen nach dem anderen fährt,  kann man sich nicht auch noch im Training zerstören.”

 

Was hat sich sonst noch in deinem Leben geändert? Lebst du ein Jetset-Life?

Ja natürlich, das Reisen hat schon eine ganz andere Dimension erhalten. Von Ende März bis Mitte Juni war ich zum Beispiel max. 5 Tage am Stück Zuhause. Of kommt man auch nur schnell nach Hause, um den Koffer neu zu bestücken und am nächsten Tag fliegt man schon wieder weg.

 

Wie fühlt sich für dich der Umstieg vom Siegesfahrer aus der MTB-Szene zum mehr oder weniger Quereinsteiger in das Straßenlager an? Ist/War das auch eine mentale Herausforderung? Auf einmal nicht mehr bei jedem Rennen unter den Besten zu sein?

Ich denke, das habe ich auch vorher schon gewusst was mich erwartet. Aber es ist auch ein super Gefühl, wenn man den ganzen Tag für seinen Kapitän arbeitet und er dann eventuell auch noch gewinnt. Das ist etwas ganz Spezielles. Außerdem bekommt nach erfolgreichen Rennen das gesamte Team Anerkennung & Lob und nicht nur der Kapitän.

 

“Wir gewinnen als Team und verlieren als Team.”

 

Wie geht’s dir dabei, nicht mehr Einzelkämpfer zu sein, für ein Team zu arbeiten?

Es wir imm als Team gedacht. Wir gewinnen als Team und verlieren als Team. Bei uns im Team ist es auch so, dass jeder Fahrer einmal seine Chance bekommt. Es ist also alles ein Geben und ein Nehmen.

Pernsteiner, zu Mountainbiker-Zeiten. (c) Küstenbrück/EGO-Promotion

Mal ganz ehrlich, früher warst du auf den schönsten Trails der Welt unterwegs, bist über Stock & Stein gefahren, oft war kein Mensch zu sehen. Du warst der Natur sehr nahe. Heute fährst du, grob gesagt, auf Asphalt, kommt da nicht auch etwas Wehmut auf?

Wenn ich Zuhause trainiere, bin ich der Natur auch sehr nahe da bei uns ja nicht viel los ist. Sicher ist es etwas ganz anderes. Aber in den Rennen finde ich es schon beim Straßenrennsport etwas schöner,  da viele Zuseher sind. Bei meinem erste World Tour Rennen der Baskenland Rundfahrt (Basken sind unglaubliche Radsportfans) ist mir nicht nur einmal die Gänsehaut aufgestiegen, als ich durch ein Spalier von Menschen gefahren bin und der Lärm einfach unglaublich war. Da vergisst man all die Schmerzen, die man gerade hat, und kann noch ein paar Prozent herauskitzeln. Sonst kannte ich die Bilder nur aus dem TV und jetzt bin ich mittendrinn, das ist schon unglaublich und dafür bin ich auch dankbar.

 

“Die Rennen im Straßenrennsport finde ich etwas schöner, als am MTB.”

 

Trifft man dich auch ab und zu noch am Mountain-Bike?

Ja sicher, am Ruhetag sitze ich gerne am MTB. Und im Herbst werde ich sicher auch die ein oder andere Runde drehen.

 

Was vermisst du am meisten an der MTB-Szene?

Es war alles viel lockerer und entspannter auch der Druck war viel geringer. Im Straßensport ist die Dichte viel höher und entweder du lieferst oder du bist weg, so ist das Geschäft.

 

“Entweder du lieferst oder du bist weg, so ist das Geschäft”.

 

Was gefällt die am besten an der Straßenradsport-Szene?

Man kommt unglaublich viel herum, und es wird einem einfach alles gemacht. Als Fahrer brauchst du dich um genau nichts kümmern. Daran musste ich mich auch erst gewöhnen. Auch der Teamfaktor ist schon etwas Spezielles. Du gewinnst als Team und verlierst als Team. Ich habe auch das Glück, dass bei Bahrain Merida viel Wert auf ein familiäres Teamklima gelegt wird. Da fühlt man sich als Fahrer auch sehr wohl.

 

Früher war es dein Ziel MTB Marathon Weltmeister zu werden. Mit dem Wechsel auf die Straße hast du dir neue Ziele auferlegt? Was ist dein größtes, oberstes Ziel als Straßenprofi?

Ein Etappensieg auf einer Grand Tour oder einmal ein World Tour Rennen zu gewinnen wäre schon der Hammer.

 

“Als Fahrer brauchst du dich um genau nichts kümmern.”

 

Hast du mit dem MTB Sport nicht insgeheim noch eine Rechnung offen?

Man weiß nie was die Zukunft bringt.

 

Verfolgst du noch die Ergebnisse der MTB Szene?

Ja natürlich, ich habe auch noch guten Kontakt zu Kollegen aus der MTB Szene.

 

Zurück zum Straßensport: Was sind deine Ziele für die Österreich Rundfahrt 2018?

Das ist jetzt schwer zu beantworten. Je nachdem welche Rolle ich im Team einnehme. Wir haben auf jeden Fall eine brutal starke Mannschaft am Start; ich würde sogar sagen, dass wir von den Fahrern her das stärkste Team im Feld sind. Es wird sich zeigen, ob ich auf die Gesamtwertung oder auf einen Etappenerfolg fahren werde.

 

Wir wünschen auf alle Fälle, alles Gute!

Danke!

 

Foto: BettiniPhoto©2018

 

 

 

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