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Mona, du bist frisch gebackene Welt- und Europameisterin der Juniorinnen. Mal ganz ehrlich, das klingt doch ziemlich cool oder!?
Ja, das ist natürlich richtig cool. Vor allem in Leogang bei der Heim-WM die Goldmedaille geholt zu haben ist ein Wahnsinn. Auch, wenn leider keine Zuschauer erlaubt waren, haben da heimische Streckenposten und die Moderatoren in Sachen Stimmung einen super Job gemacht. Und auch von Ö3 im Ziel empfangen zu werden, passiert nicht alle Tage.
Für diejenigen, welche dich noch nicht kennen. Stell dich mal kurz vor.
Kurz gesagt bin ich 18 Jahre alt, liebe es auf dem Rad zu sitzen und mein Ziel ist es, einmal Profi zu werden.
Stimmt’s, dass du erst 2017 deine ersten Rennen gefahren bist, sprich im jüngeren U17-Jahrgang?
Genau, vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich so motiviert bin. Da ist noch so vieles neu für mich. Mich hat damals der Gerhard Auf der Klamm vom RC Haiming angesprochen. So auf die Art: „Das wird sicher ein cooler Ausflug. Und auf die Siegerehrung müsst ihr eh nicht warten, da seid ihr schnell wieder daheim.“ Das kam dann doch anders, nachdem ich auf Anhieb unter die ersten drei fuhr.
Du bist also von Anfang an vorne mitgefahren. Eine gemähte Wiesn war es aber trotzdem nicht, oder?
Nein, da gab es schon eine Menge zu lernen für mich. Vor allem bergab wurden mir anfangs so meine Schwächen aufgezeigt. Und bei Rennen wie dem Ötztaler MTB-Festival, das damals zum Swiss-Cup gehörte, habe ich schon gesehen, dass es da ordentlich Konkurrenz gibt. Wenn ich so zurückdenke, ist es lustig, weil ich noch so viel falsch gemacht hab. Das richtige Essen vor dem Wettkampf war zum Beispiel noch gar kein Thema und bei meinem ersten Rennen habe ich mich in der Zielkurve schneiden lassen. Die Rennatmosphäre hat mich aber gleich gepackt.
Spulen wir die Zeit noch weiter zurück, bevor du mit dem Rennsport begonnen hast. Wie hat dein Alltag damals ausgesehen?
Eigentlich habe ich mich damals auch schon den ganzen Tag bewegt. Ich bin von der Schule heimgekommen und wollte so schnell wie möglich raus. Dann ging’s auf den Fußballplatz, zum Volleyballtraining oder ich habe Eishockey gespielt. Diese Vielseitigkeit kommt mir jetzt sicher zugute.
2018 gab’s mit dem U17 Europameistertitel dann schon den ersten großen internationalen Erfolg. Konntest du das damals überhaupt realisieren, viel Zeit zum Verarbeiten war da ja nicht.
Ich war schon 2017 das erste Mal bei der Jugend-EM am Start. Da bin ich ziemlich spontan eingesprungen und war auch nicht für das Nationalteam im Einsatz. Als Unbekannte von hinten das Feld aufzumischen, während sich jeder dachte: „Wer ist das eigentlich?“, das war schon ziemlich cool. Danach wusste ich dann: „Nächstes Jahr will ich alles gewinnen!“

Danach wusste ich dann: „Nächstes Jahr will ich alles gewinnen!“
Also würdest du sagen der Weg von deinem Anfangsniveau zum Europameistertitel war für dich nicht so ein riesiger Sprung?
Vielleicht nicht so groß, wie das von außen den Anschein macht. Für mich waren das alles irgendwie logische Schritte. Natürlich habe ich mir da schon Ergebnisse angeschaut und überlegt, wo ich in meinem zweiten U17-Jahr zirka liegen werde. Ich hab das trotzdem so für mich beschlossen. Da hat auch mein Umfeld erstmal geschaut.
Es gibt nicht viele, die es bei solchen Großereignissen aufs oberste Treppchen schaffen. Bei deinem Eiltempo dorthin kommt einem das Wort „Naturtalent“ in den Sinn. Würdest du dich als solches bezeichnen?
Auch, wenn ich den Begriff nicht wirklich mag, denk ich schon, dass ich eine geborene Rennsau bin. Prinzipiell weiß ich aber, wie viel harte Arbeit dahintersteckt und wie wichtig die richtige Mentalität ist. Also, wenn ich ein Talent habe, ist es wohl eher das nötige Mindset.
Auch, wenn ich den Begriff nicht wirklich mag, denk ich schon, dass ich eine geborene Rennsau bin.
Dein Instagram-Feed sprudelt nur so von Zitaten wie diesem: “Your fears are not walls, but hurdles. Courage is not the absence of fear, but the conquering of it.” -Dan Millman. Auch, wenn es auf Social-Media viele davon gibt, hat man das Gefühl du lebst wirklich danach. Inspiriert dich sowas?
Ich würd nie etwas posten, zu dem ich nicht voll und ganz stehe. Darum steckt da meist auch eine Geschichte dahinter. Nach dem ersten Lockdown zum Beispiel war bei den ersten Rennen ein enormer Druck da und ich hatte erstmal Angst vorm Versagen. Zitate wie dieses helfen da schon als Wegweiser und Motivation. Ich lese auch viel zu dem Thema und kann etwa die Bücher von Dan Millman voll empfehlen.
Gibt es auch Vorbilder aus dem Radsport, an denen du dich orientierst?
Prinzipiell will ich da schon ich selber sein. Aber am ehesten fasziniert mich Mathieu Van der Peol. Ich mag seinen enormen Hunger nach Erfolg und wie er seine eigenen Grenzen verschiebt.
Auf der Homepage deines Heimatvereins wirst du als ehrgeizig, zielstrebig und kreativ beschrieben. Wie zeigt sich deine kreative Seite?
Am ehesten beim Zeichnen oder Schreiben. Aber auch im 24h-Job als Sportlerin heißt es immer wieder kreative Lösungen zu finden.
Dass du sehr ehrgeizig und zielstrebig bist, weiß ich seit unserem ersten gemeinsamen Trainingslager. Ich glaub es war vor zwei Jahren bei einem Lehrgang im Herbst, wo auch gerne einmal über die Stränge geschlagen wird. Du hingegen warst diszipliniert wie ein paar Tage vor dem Saisonhöhepunkt, das hat mich schon beeindruckt.
Ja, ich würde schon sagen, dass ich 365 Tage im Jahr fokussiert bin. Auch beim Thema Erholung kann man viel richtig oder auch falsch machen. Aber ich bekomme ab und zu auch von meinem Umfeld zu hören, ich soll mal einen Gang zurückschalten.
Hast du keine Angst, dass dieser unglaubliche Drive einmal ausbrennt?
Eigentlich nicht. Mir macht das Mountainbiken im Moment so viel Spaß, das möchte ich voll ausnützen. Ich will das in den nächsten Jahren einfach Vollgas machen, auch wenn der Tank dann in 5 Jahren vielleicht leer ist.

Ich will das in den nächsten Jahren einfach Vollgas machen, auch wenn der Tank dann in 5 Jahren vielleicht leer ist.
Was lässt dich neben dem Erfolgshunger jeden Tag auf dein Rad steigen?
Ohne Bike fehlt da was. Das ist für mich ein fixer Tagesbestandteil und schon irgendwie der Sinn des Lebens. Ich liebe die Natur und mich auszupowern. Beim Training wird der Kopf frei und ich komme zufrieden nach Hause.
Gibt es trotzdem etwas, das du dir ab und zu gönnst, bzw. Momente, in welchen du die Leistungssportlerin in dir einmal für eine Weile ruhen lässt?
Natürlich belohne ich mich auch. Das muss dann aber nicht unbedingt der süße Snack sein. Auch gesunde Alternativen können glücklich machen. Abgeschalten wird dann mit einem Buch, oder wenn ich was mit meiner Familie unternehme.
Du hast dich vergangenen Winter im Cyclocross versucht. Eine der wenigen Abenteuer, so scheint es, die nicht auf Anhieb von Erfolg gekrönt wurden. Reizt dich diese Disziplin und gibt’s hier noch eine Rechnung zu begleichen?
Ich war um diese Zeit nicht ganz fit, trotzdem wollte ich das unbedingt ausprobieren. Ich habe dann schon beim Aufwärmen gemerkt, das wird heut nichts. Aber vielleicht fahr ich in Zukunft wiedermal Cyclocross.
Auch für das Straßennationalteam warst du dieses Jahr unterwegs. Das international stark besetzte Rennen hättest du dann auch fast mit einem Solo gewonnen. Von wo kommt das Selbstvertrauen für so einen Auftritt? Oder ist das einfach dein Fahrstil?
Das war mein erstes Straßenrennen und die Erfahrung war schon wirklich cool. Nachdem bei den „Bergwertungen“, wenn man diese in den Niederlanden so nennen kann, niemand ein Leiberl gegen mich hatte, dachte ich mir das zieh ich einfach durch. (Anm.: Mona kommt aus Tirol) Also das Selbstvertrauen kommt da schon während dem Rennen im Vergleich zu den anderen Fahrerinnen.
Willst du später einmal auf der Straße fahren? Wo zieht es dich hin?
Meine Ziele habe ich schon im Mountainbiken. Aber ich will auf jeden Fall wieder Straßenrennen fahren. Besonders eine Rundfahrt mit richtigen Bergetappen würde mich reizen.
Eine deiner herausragenden Leistungen hast du dieses Jahr sicher bei einem Rennen in Tschechien abgeliefert. Ich kann mich noch erinnern beim Holen der Startnummern an der Strecke vorbeigekommen zu sein und dich plötzlich inmitten der besten Elitefahrerinnen gesehen zu haben.
Ja, das war schon ein irres Gefühl bei Fahrerinnen wie Annika Langvad vorbeizufahren. Vor ein paar Jahren bin ich noch vor dem Laptop gesessen und habe mir gedacht: „Mein Gott, wie schnell fährt die denn!?“
Vor ein paar Jahren bin ich noch vor dem Laptop gesessen und habe mir gedacht: „Mein Gott, wie schnell fährt die denn!?“
Du beginnst gerade mit dem Heeressport. Es stehen also alle Zeichen auf Profikarriere. Wo willst du in 5 Jahren sein?
Prinzipiell will ich da sagen können: Ich habe alles aus meinem Körper und Geist rausgeholt. Aber natürlich habe ich große Ziele, wie in Paris 2024 vorne mitzufahren. Das haben andere Fahrerinnen allerdings auch auf der Agenda, so ehrlich muss man sein. Es hängt also nicht nur von mir ab, ob das funktioniert.

Und zum Abschluss noch 6 kurze & knackige Fragen…
Der Moment wo du dachtest: „Da kann ich echt einmal gut werden!“
Ganz ehrlich, beim ersten Rennen.
Da wusstest du: „Ich will Weltmeisterin werden!“
In der U17.
Hier rutscht dir so richtig das Herz in die Hose:
Bei Teambewerben, wie bei der Heim-WM. Da bin ich schon lieber Einzelsportlerin.
Lieblingstrail?
Natürlich auf der Hausrunde daheim.
Wenn der Hungerast die Oberhand gewonnen hat, gönnst du dir?
Einen Apfel – das macht blutzuckermäßig glaub ich sogar Sinn.
Die coolste Rennstrecke da draußen?
Die Strecke der Jugend-EM in Pila, Italien.