
Ironbike-Jubiläum: Urgestein Paul Kathrein über drei Jahrzehnte Mountainbike-Mythos
30 Jahre Ischgl Ironbike: Was in den Neunzigern als kleines, aber ehrgeiziges Rennen begann, hat sich über drei Jahrzehnte hinweg zu einem der härtesten und bekanntesten Mountainbike-Marathons in Europa entwickelt. Ischgl Ironbike Urgestein Paul Kathrein nahm genau 27 Mal beim legendären Bewerb im Paznaun teil und war somit bei fast jeder Austragung am Start. Ob er es auch jedes Mal davon ins Ziel geschafft hat und ob er auch in diesem Jahr am Start steht, liest du hier.
Der Ischgl Ironbike begann in den Neunzigern als kleines Rennen. Ich habe gehört, du warst so gut wie bei jeder Austragung dabei, wie kam es dazu?
Mein Bruder war einer der ersten, der bei uns in der Region ein Mountainbike hatte. So kam auch ich rasch in den Genuss, auf dem Mountainbike im Gebirge unterwegs zu sein. Von da an entwickelte ich dafür eine große Leidenschaft. Als ich dann erfahren habe, dass auf die Paznauner Thaya ein MTB-Rennen veranstaltet wird, habe ich mich, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken, angemeldet. Ich musste einfach dabei sein.
Das heißt, du warst tatsächlich auch bei der allerersten Austragung dabei?
Ja, genau. Mein Ziel und meine Motivation war es damals, schneller zu sein als mein Freund Erwin. Ich habe wirklich alles gegeben, aber mein Vorhaben ging nicht in Erfüllung. Erwin fuhr auf Rang 6 und ich wurde Siebenter. Dennoch denke ich sehr gerne an dieses Rennen zurück.



Privatarchiv Paul Kathrein
Die Route ist nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen ihrer Härte über die Grenzen hinaus bekannt. War dir von Anfang an klar, dass das Rennen Legendenstatus erhalten wird?
Ja, definitiv. Die Strecke an sich ist einfach legendär. Das wurde mir auch damals bei der ersten Austragung in den vielen Gesprächen im Ziel und bei der Siegerehrung von vielen Teilnehmern bestätigt. Die Begeisterung der Teilnehmer war sofort vorhanden und die Euphorie hat sich rasch herumgesprochen.
Hast du es in all den Jahren immer ins Ziel geschafft?
Das habe ich tatsächlich und es war jedes Mal eine enorme Herausforderung.
Hast du auch eine Erinnerung, an deine persönlich größte Herausforderung?
Ja, also in den ersten Jahren ging das Rennen von Ischgl direkt aufs Idjoch, nach Samnaun, zum Palinkopf und wieder zurück nach Ischgl. Die Streckenführung war damals doch brutal hart und ich hatte jedes Mal mit starken Krämpfen zu kämpfen. Diese Krämpfe so gut es ging zu ignorieren und weiter zu treten, brachte mich Jahr für Jahr an meine Grenzen.
Und wann konntest du deinen persönlichen Glücksmoment beim Ischgl Ironbike feiern?
Eigentlich immer, wenn ich es aufs Stockerl geschafft habe. Das konnte ich jedes Mal so richtig genießen und als ich am Stockerl oben stand konnte ich auch immer realisieren, dass ich erneut über meine eigenen Grenzen hinausgegangen bin.
Was war die extremste Wettersituation, an die du dich erinnern kannst?
Einmal war es brutal kalt und das Rennen musste schließlich wegen Neuschnee auf dem Idjoch abgebrochen werden.
Heute gibt es ja vier Strecken. Hast du jede davon schon einmal probiert bzw. welche ist deine Liebste?
Nein, nicht jede. Auf der Extreme Distanz bin ich nie gestartet. Meine Lieblingsstecke ist mittlerweile die Light mit 25 km und 659 Hm.



Bilderarchiv aus dem Jahr 2003 (c) TVB Ischgl Paznaun
Was macht den Ischgl Ironbike aus deiner Sicht speziell?
Ich denke, das Besondere liegt vor allem an der wunderschönen Landschaft, die man während des Rennens bestaunen kann. Dazu kommt, dass die Strecke so ziemlich alle Facetten, des Mountainbikens bietet. Es ist einfach von allem etwas dabei. Vom Untergrund wird auf der Straße, auf Schotterwegen und Trails gefahren. Wenn es bergauf geht, wird es schnell sehr steil und die Herausforderung liegt für viele sicher auch an der dünnen Luft in der Höhe.
Was ist dein persönliches Highlight entlang der Strecke?
Wenn meine Freunde an der Strecke stehen und mich mit Begeisterung anfeuern. Da freue ich mich jedes Mal aufs Neue und bekomme direkt Gänsehaut.
Würdest du sagen, dass der Ironbike v.a. auch eine mentale Challenge ist?
Ja, ganz sicher! Gerade in den steilen Passagen ist ein gewisses mentales Durchhaltevermögen sehr wichtig. Wenn man nach vorne schaut, kommen einen die Anstiege oft endlos lang vor und aufgrund der Steilheit kommt man gefühlt keinen Meter vorwärts. Da bin ich in den letzten 29 Jahren oft ans Limit gekommen. Umso schöner ist dann aber auch das Gefühl, wenn man es geschafft hat.
Mit welcher Taktik startest du mit deiner Ironbike Erfahrung in den Bewerb? Bzw. welche Tipps hast du für unerfahrene Eidgenossen parat?
Meine Devise ist, nicht zu schnell zu starten. Hier ist es auch wichtig, sich nicht vom Tempo der anderen verleiten zu lassen und auf das eigene Körpergefühl zu hören.
Wie hat sich der Ischgl Ironbike aus deiner Sicht weiterentwickelt?
Die Weiterentwicklung der Veranstaltung an sich dauerte etwa 15 Jahre. Danach änderte sich meiner Meinung nach nicht mehr allzu viel. Während in den ersten Jahren nur eine Handvoll Teilnehmer die Herausforderung annahm, reisen heute Sportler und auch Spitzensportler aus der ganzen Welt an. Die Strecken wurden im Laufe der Jahre verlängert, differenzierter und auch an die Anforderungen von Hobbysportlern angepasst, das ist meiner Meinung nach eine sehr positive Entwicklung.



Bilderarchiv aus dem Jahr 2006 (c) TVB Ischgl Paznaun / Marco Toniolo
Inwiefern haben sich die Zuschauer-Massen in den letzten 30 Jahren entwickelt?
Was mir aufgefallen ist, dass früher im Ziel ein Zelt war, wo alle Rennfahrer, Helfer und Zuschauer verköstigt wurde. Mittlerweile gibt es kein Zelt mehr und die Leute sind nach dem Rennen alle im Dorf verteilt. Dadurch bekommt man vom übrigen Rennverlauf nicht mehr viel mit, was ich schade finde. Insgesamt finde ich aber, dass viele Zuschauer entlang der Strecke stehen und anfeuern und so für eine gute Stimmung sorgen.
Wirst du auch heuer wieder am Start stehen?
Ja, klar – ich lasse mir das 30-jährige Jubiläum sicher nicht entgehen.

Paul im Jahr 2018 (c) TVB Ischgl Paznaun
Ischgl Ironbike Marathon
Der Ischgl Ironbike Marathon, eines der härtesten Mountainbike-Rennen Europas, bringt Hobby-Sportler und Profis über geschichtsträchtige Schmugglerpfade von Ischgl in das benachbarte Samnaun in der Schweiz. Die vier Strecken EXTREME (70 km / 3.391 Hm), HARD (59 km / 2.716 Hm), MEDIUM (44 km / 1.882 Hm) und LIGHT (25 km / 659 Hm) führen durch die beeindruckende Naturkulisse des Silvretta Massivs und an die eigenen Grenzen. Die vier Rennstrecken stehen allen Fahrern offen, Lizenzfahrer werden jedoch nur auf den Strecken EXTREME und HARD gewertet. Beim Ischgl Ironbike Marathon werden 41.100 Euro Gesamtpreisgeld ausgezahlt.
