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** TECHTALK // Dropper Posts im XCO?

** TECHTALK // Dropper Posts im XCO?
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**PREMIUM CONTENT // Der Tech-Talk ist unsere neue Serie zum Thema MTB-Fahrtechnik. Hier wollen wir nicht nur verschiedenste Techniken unter die Lupe nehmen, sondern alles miteinbeziehen, was uns und unsere Fahrweise beeinflusst. Dazu gehören nicht nur verschiedenste Gadgets an unseren Bikes oder besondere Verhältnisse an die wir uns anpassen müssen, sondern auch individuelle Ausprägungen und Eigenheiten. Wie diese aussehen können, schauen wir uns an den Pros persönlich ab. Rein also in den Rennsport und von den Besten hilfreiche Tipps für den eigenen Trainings- und Bike-Alltag holen, um am Ende schneller, sicherer und mit mehr Spaß über die Trails zu fetzen. Viel Spaß beim Lesen!

#1 – Versenkbare Sattelstützen

Aus dem Touren- und All-Mountain-Bereich kennen wir sie schon länger. Über Enduro hat die versenkbare Stütze schließlich ihren Weg in den Cross Country geschafft. Und das völlig zurecht, wird hier ja Vortrieb orientiertes Treten mit kniffligen Downhills kombiniert. Aufgrund immer leichter werdender Modelle und anspruchsvolleren Abfahrten, findet man sie mittlerweile auch schon auf dem Weltcup-Podest. Warum trotzdem nicht alle Fahrer auf Dropper-Posts unterwegs sind, welche Möglichkeiten uns versenkbare Stützen bieten und wie sie unseren Fahrstil verändern, wollen wir heute herausfinden.

 

Trend zu Fahrkomfort im XCO?

Während in den letzten Jahren teilweise noch wild herumprobiert wurde und Fahrer wie Mathias Flückiger selber Hand anlegten, um ein ihren Ansprüchen gerecht werdendes Modell zu bekommen, findet man mittlerweile auch schon Serienmodelle auf den high-end Bikes der Profis. Eine Dropper-Post aus dem normalen Sortiment bedeutet in der Regel um die 200-300g mehr an Gewicht. Dass sich ein etwas schwereres Bike zu Gunsten des Fahrverhaltens durchaus auszahlen kann, sehen wir an der Tatsache, dass im XCO-Weltcup statt bedingungslosem Gewichtstuning nun fast ausschließlich auf Full-Suspension Bikes gesetzt wird. Und das auch bei den Damen, wo der Gewichtsunterschied bezogen auf das eigene Körpergewicht größer ausfällt. Dies liegt sicher an den immer schwerer werdenden Strecken im Weltcup. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Ist also die Dropper-Post nur eine logische Folge?

 

In der Entscheidung für oder gegen Dropper-Post spielt die Strecke wohl die entscheidende Rolle.

 

Wer fährt Dropper-Post?

Doch wer ist im Weltcup schon aller mit versenkbarer Stütze unterwegs? Schauen wir uns den ersten Weltcup in Stellenbosch 2018 an! Hier waren bei den Damen alle Fahrerinnen in den Top 5 und 8 der Top 10 mit Dropper unterwegs. Bei den Herren schaute dies mit 2 Fahrern in den Top 5 und 3 in den Top 10 etwas anders aus. In der Entscheidung für oder gegen Dropper-Post spielt die Strecke wohl die entscheidende Rolle. Kommen Fahrer beispielsweise bezüglich der Höhe von Drops an ihre Grenzen, wird wohl eher für mehr Beinfreiheit entschieden. Vor allem für sehr kleine FahrerInnen fallen hier Stufen im Vergleich zur Körpergröße oft extremer aus. Leider kommt es in der Montage für eben diese FahrerInnen mit sehr kleinen Rahmengrößen bei manchen Herstellern, vor allem bei Fullys, noch zu Schwierigkeiten. Auch Technik-Ass Nino Schurter sah man zuletzt schon mit versenkbarer Stütze. Zusammenfassend kann man sagen, dass sowohl technisch besonders versierte FahrerInnen, als auch vermeintlich Schwächere mittlerweile auf Dropper-Posts setzen. Dennoch sind FahrerInnen wie Emily Batty oder Samuel Gaze auch ohne versenkbarer Stütze extrem sicher und schnell unterwegs.

Extreme Drops kann man mit tiefem Sattel deutlich sicherer bewältigen. Anne Tauber wurde Dritte in Stellenbosch. (Bartek Wolinski/Red Bull Content Pool)

 

Was wird gefahren?

Die im ersten Weltcup wohl am öftesten verwendete Variante war die KS LEV CI, die bei 65mm Drop in der 27,2mm Ausführung 375g auf die Waage bringt. Im Rooster der amerikanischen Marke befinden sich unter anderem Focus, Cannondale oder auch CST. Die Stütze war also sowohl am Herren, als auch Damenpodest vertreten. Auch gesehen: Das Modell von Specialized, die Command Post IRcc, die bei 75mm travel und 30,9mm bei Durchmesser mit 586g etwas schwerer ausfällt. Hier scheint jedoch noch einiges an Tuning-Potential vorhanden, baute sich doch Mathias Flückiger schon 2015 selber eine Stütze mit 4,5cm Drop in 27,2mm bei nur 230g.

Der erste Pluspunkt ist ganz klar die größere Bewegungsfreiheit.

 

Was spricht nun für und wider bei der Überlegung, sich eine versenkbare Stütze zuzulegen?

Der erste Pluspunkt ist ganz klar die größere Bewegungsfreiheit. Wer schon einmal mit einem Dirt-Bike am Pumptrack unterwegs war, oder vor einer schweren Abfahrt seine Stütze ganz nach unten gestellt hat, weiß über die magischen Veränderungen Bescheid. Zwischen den Oberschenkeln befindet sich statt einem Sattel dann nämlich nichts mehr. Und genau diese Freiheit bringt auch in Sachen Fahrtechnik ihre Vorteile.

Kurven:

Die gewonnene Bewegungsfreiheit würdest du vor allem beim Kurvenfahren zu schätzen lernen. Hier können wir das Bike mit tiefer Stütze klar besser in die Schräglage führen. Und zwar so weit, dass wir mit dem äußeren Knie noch mehr Druck auf das Rad ausüben können, was mit normaler Sattelhöhe nur bedingt möglich ist.

Steilstufen und Drops:

Wer kennt es nicht? Bei extremen Steilstufen und Drops schnellt uns bei der Gewichtsverlagerung der Sattel gegen die Brust. Das nervt dich? Dann macht eine Dropper-Post sicher Sinn. Der gefürchtete Flug über den Lenker wird hier deutlich unwahrscheinlicher. Auch auf Cross Country-Strecken kann es regelmäßig zu dieser Situation kommen. Muss das Gewicht ruckartig hinter den Sattel, bedeutet eine versenkbare Stütze auf jeden Fall vermehrte Sicherheit.

 

Pauline Ferrand Prevot (oben) mit und Emily Batty (unten) ohne Dropper bei gleicher Geländestufe. Die Technik bleibt die selbe, Prevot hat noch deutlich mehr Spielraum zu ihrem Sattel. (Craig Kolesky/Red Bull Content Pool)

 

Manuels & Bunny Hops:

In die Kategorie schnelle Gewichtsverlagerungen fallen auch Bunny Hops und Manuels. Beide Techniken, um Hindernisse zu überwinden, gehen mit einer schnellen Verlagerung des Körperschwerpunkts hinter den Sattel einher. Das gelingt mit Dropper-Post eindeutig besser.

Pumpen, Drücken und Beschleunigen:

Punktgenaues Drücken und Einsetzen des eigenen Körpergewichts gelingt besser ohne Sattel zwischen den Beinen. Wir können das Bike schneller an uns heranlassen und nach vorne und unten schieben, wenn wir mehr Platz unter unserem Hintern haben! Auch im natürlichen Gelände und auf der XCO-Strecke ergeben sich hier deutliche Vorteile!

Tempo bergab:

Auch wenn die ersten Auftritte von versenkbaren Stützen kein merklich schnelleres Tempo in Downhills erkennen ließ, könnten Dropper die Chance bieten das Tempo noch weiter zu steigern. Technisch besonders versierte Fahrer könnten die Abfahrten damit für Attacken nützen, weniger gute blieben mit versenkbarer Stütze vielleicht ohne zusätzliches Risiko am Hinterrad. Es sei jedoch gesagt, dass sich das Weltcup-Feld geschlossen ziemlich schnell bergab bewegt und eine höheres Tempo eventuell mit einem Defizit in der Erholung einhergeht. Vor allem Schurter zeigt einen extrem schnellen und gleichzeitig sehr Kräfte schonenden Stil vor. Er hat diesen, aggressiv über dem Vorderrad, Schläge fast nur über die Arme und Sprunggelenke aufnehmend, perfektioniert. Fahrtechniken, die uns mit einer versenkbaren Stütze eventuell noch schneller lassen werden würden, beanspruchen unsere nach Erholung lechzende Beinmuskulatur etwas stärker.

Schurter ist bergab auch ohne Dropper nur schwer zu schlagen. In dieser Passage, die man mit versenkbarer Stütze wohl etwas anders angehen würde, schafft er es in dieser Position mit fast gestreckten Beinen verdammt schnell zu sein. (Bartek Wolinski/Red Bull Content Pool)

 

Anstrengendere Grundposition?

Auch in der normalen Grundposition verleitet die gewonnene Freiheit zu abgewinkelten Beinen und einem deutlich weiter nach hinten verlagerten Körperschwerpunkt. Vor allem wer aufgrund von Unsicherheit, oder sogar Angst zur versenkbaren Stürze greift, sollte sich davor hüten, generell in dieses Muster zu verfallen. Dann passiert es schnell nach schweren Passagen in der agileren Position mit abgewinkelten Beinen „hängen“ zu bleiben.

Oder angenehmere Schlüsselpassagen?

Dropper-Posts könnten aber auch genau das Gegenteil bewirken. Durch ein mehr an Kontrolle rauben uns schwierige Passagen eventuell weniger Konzentration und Energie. Fahrmanöver in kniffligen Passagen könnten mit weniger Kraftaufwand gelingen.

Wie schaut es mit dem Gewicht aus?

Auch in Sachen Gewicht müssen wir uns die Frage stellen, ob ca. 200g an Mehrgewicht genügend Vorteile in die Gesamtrechnung miteinbringen, um am Ende schneller zu sein. Zum Schluss fällt die Entscheidung aber wohl auf dich und deinen Fahrertyp zurück.

 

Wie verändert sich unsere Technik mit Dropper-Post?

Kurven: Die Cross Country Kurventechnik ist immer ein kleiner Kompromiss. Vom Prinzip ist sie gleich wie im Enduro oder Downhill, mit unseren Rädern schaffen wir sie aber nur in abgeschwächter Form. Gehen wir von der Grundposition aus, ist das äußere Bein fast durchgestreckt, das Innere etwas gebeugt, das Knie zeigt nach innen. Die Wirbelsäule zeigt wie der Kopf in die gewollte Fahrtrichtung, der innere Arm ist fast gestreckt, der äußere abgewinkelt mit nach außen gerichtetem Ellenbogen. Wir versuchen das Rad schräg zu legen, womit wir unsere Seitenstollen in den Boden drücken und den Kurvenradius verkleinern. Mit versenkter Stütze ist uns diese bei diesem Vorhaben nicht mehr allzu sehr im Wege und alles gelingt einfacher. Zusätzlich bekommen wir nun auch die Chance den äußeren Fuß leicht abzuwinkeln und mit dem Knie Druck auf den Rahmen auszuüben. Das bringt mehr Stabilität und wir können die Kurve deutlich besser zumachen (Vgl. Carven beim Skifahren). Die Extremste Form dieser Technik kann man vor allem im Downhill erkennen. Hier befindet sich die Hüfte deutlich außerhalb des Rades. Aber Vorsicht: Versuche diese Position einmal ohne Bike einzunehmen und einige Sekunden lang zu halten. Dir wird schnell die Puste ausgehen. Wiederhole den selben Vorgang danach in üblicher abgeschwächter XCO-Technik. Dies wird dir ein Gefühl geben, wie oft oder selten du während des Rennens auf diese Technik zurückgreifen solltest. Übe die Technik also auf deinen Hometrails und üblichen Rennstrecken. Beherrschst du sie, mache weiter mit dem gezielten Einsetzen und blitzschnellen Umschalten zurück in deine Grundposition.

Annika Langvad, beim ersten Weltcup mit Dropper unterwegs, nützt ihre neuen Möglichkeiten in der Kurve. Das äußere Knie übt Druck auf das Rad aus, die Hüfte ist nach außen geschoben. (Craig Kolesky/Red Bull Content Pool)

 

 

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