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Plötzlich Ötzi – Mein Weg zum Ötztaler Radmarathon #4

Plötzlich Ötzi – Mein Weg zum Ötztaler Radmarathon #4

Plötzlich Ötzi – Mein Weg zum Ötztaler Radmarathon #4

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Teil 4: Auf ins Ungewisse

Ohne es geplant zu haben startet unser Redakteur Michael heuer beim Ötztaler Radmarathon. Wie es ihm in der Vorbereitung auf den König der Alpenmarathons ergeht – darüber schreibt er hier im Blog. Im vierten Teil geht’s um das bange Warten in den letzten Tagen vor dem Rennen. Text: Michael Windisch

Das Ende naht – und dann geht es erst so richtig los. Keine zwei Wochen sind es mehr bis zum Ötztaler Radmarathon. Sechs Monate Training gehen dann zu Ende. Mit knapp 6.000 Jahreskilometern und 50.000 Höhenmetern in den Beinen werde ich am 28. August im Morgengrauen in Sölden am Start stehen und im Schein der Morgensonne die Vorfreude, die Anspannung und die Angst in den Augen der Fahrer um mich sehen. Und obwohl sich bei jeder Fahrt im letzten halben Jahr genau diese Szene vor meinem inneren Auge abgespielt hat, werde ich nicht wissen, was mich an diesem Tag erwartet.

Kleiner Rückblick:

Der Zufall hat mich mit einem Startplatz für den Ötzi beschenkt. In diesem Blog habe ich seit April meinen Weg zum König der Radmarathons skizziert. Von einem frühen Gravel-Trainingslager in Kroatien über das gezielte Grundlagentraining im Mai und die höher werdenden Intensitäten im Juni und Juli. Der Sommer ist jetzt zwar noch nicht vorbei. Dass er hart war, kann ich aber jetzt schon sagen.

Der Geist verändert sich

Anfang August stand ich im Intervalltraining bei bei vier Mal zehn Minuten jenseits der Schmerzgrenze, gefahren an der Eisernen Hand am Wiener Kahlenberg – nur etwas über einen Kilometer lang, aber mit bis zu 25 Prozent Steigung und 15 Prozent im Durchschnitt mehr als nur ein Angstgegner. Spätestens hier merkte ich, dass das gezielte Training der letzten Monate tatsächlich Wirkung zeigte. Körperlich, aber auch mental. Zwar steigt mittlerweile die Nervosität mit jedem Tag – gleichzeitig aber auch die Bereitschaft, zu leiden. Nicht um des Leidens willen, sondern weil es etwas Großes am Ende steht. Sei es ein großartiger Ausblick von einem Berg, sei es das Ziel am 28. August in Sölden.

“In den letzten zwei Wochen geht es darum, rauszunehmen, um sich physisch und mental zu erholen”, sagt Michael Koller. Unter seinen Blicken haben schon viele Athletinnen und Athleten den Ötztaler geschafft. Viele sind gewiss auch gescheitert. “Ein Kardinalfehler, den viele begehen, ist, zu knapp zum Wettkampf hin zu trainieren. Sie bekommen dann Torschlusspanik, fahren in der Woche vor dem Start noch hohe Umfänge und hohe Intensitäten und kommen dann müde zum Start”, beobachtet Koller.

Für mich bedeutet das: Ich habe zwei Wochen vor dem Start meine letzte lange Ausfahrt absolviert. Etwa elf Tage vor dem Rennen fahre ich noch einmal Intervalle. Am letzten Wochenende vor dem Rennen verzichte ich auf eine epische Gipfeljagd als Generalprobe, auch wenn es mich sehr reizen würde. Und die letzten Tage vor dem Start schwinge ich mir nur noch für kurze Spritzfahrten in den Sattel, beschleunige drei, vier Mal für zwei, drei Minuten hoch, um die Beine beweglich zu halten. Das war’s.

Wovon träume ich?

Die Königsfrage so kurz vor dem Start lautet freilich für alle: Wie schnell werde ich sein? In dieser Frage sind viele andere Fragen enthalten: Von welcher Zeit träume ich? Welche Zeit traue ich mir zu? Und: Was ist auch an einem rabenschwarzen Tag drinnen? Nun – ich träume von einer Zeit unter elf Stunden. Ich halte zwölf Stunden für realistisch. Michael Koller rät mir jedenfalls zu einer konservativen Pacing-Strategie: “Die Belastung der vier Berge akkumuliert sich brutal. Viele fahren am Kühtai und am Brenner ein zu hohes Tempo. Spätestens am Jaufenpass gehen dann viele blau, und am Timmelsjoch geht dann gar nichts mehr.” Was aber heißt “konservativ”? Ich interpretiere den Ansatz so: Ich werde versuchen, die Anstiege mit 70 Prozent meiner Schwellenleistung zu fahren. Im Training funktioniert das auf langen Strecken gut. Ob das konservativ genug ist, werde ich spätestens am Timmelsjoch sehen. Ob es zu konservativ ist, lässt sich bei einem Rennen wie dem Ötztaler wohl nur schwer beurteilen. Denn die Schmerzen kommen so oder so.

Ein Tag an der Sonne

Und wenn der Tag tatsächlich rabenschwarz werden sollte? Dann kann das Ziel nur lauten, gesund wieder nachhause zu kommen. Denn rabenschwarz hat viele Schattierungen. Die eigene körperliche Verfassung ist eine davon. Regen, Schnee und Kälte auf den Passhöhen und in den Abfahrten eine ganz andere. Doch das kann ich nicht beeinflussen, deshalb will ich mir darüber auch noch keine Gedanken machen. Mein inneres Bild vom Ötztaler soll in den letzten zwei Wochen – den wahrscheinlich schwersten meiner Vorbereitung – ein anderes sein. Eines, in dem die Sonne scheint. Und uns allen mehr Hoffnung als Angst in die Augen zaubert.


www.sportordination.com
www.michael-windisch.com
www.oetztaler-radmarathon.com
www.garmin.com

Zwischen den Zeilen: Garmin Fenix 7S
Die Garmin Fenix 7S ist eine Pulsuhr wie andere, dachte ich mir zuerst. Mein Interesse an
einem Test war zunächst also überschaubar, vor allem, da ich nicht nach Puls trainiere und
mein Bedarf an dem High-End-Produkt daher endenwollend war. Hellhörig wurde ich aber,
als mir zu Ohren kam, dass die Fenix 7S mit einem integrierten Solarmodul daherkommt,
das die Uhr unterwegs lädt – nur bei Sonnenschein, versteht sich. Die Zeit zwischen zwei
Ladungen soll sich damit um 11 bis 14 Tage verlängern, sagt Garmin – Vorausgesetzt, man
bewegt sich täglich drei Stunden an der Sonne. Ganz ging sich das bei mir nicht aus – zu
wenig Zeit, zu wenig Sonnenschein am Stück – aber die Langlebigkeit des Akkus gefiel
nichtsdestotrotz. Und ein bisschen Freude an einem Spielzeug, das zumindest in zarten
Ansätzen beim Energiesparen hilft, konnte ich auch nicht verhehlen. Dass es den
Handgelenkscomputer – “Uhr” mutet angesichts der Funktionalität des Teils fast schon als Beleidigung an – erst ab 600 Euro aufwärts gibt, trübte die Freude freilich schnell wieder etwas ein. Innovativ ist das Konzept aber allemal.      

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