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**Training für die Zellen

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**PREMIUM CONTENT// SportlerInnen und TrainerInnen sind ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit weiter zu steigern um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Eine dieser Möglichkeiten könnte intermittierendes Hypoxie Hyperoxie Intervall Training (IHHT) sein. IHHT wird auch als Zelltraining bezeichnet und wirkt ähnlich wie das bekannte Höhentraining. Die Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungen und die Auswirkungen auf die aerobe Leistungsfähigkeit sind für Sportler und Sportlerinnen vielversprechend.

Auch wenn diese Art des Zelltrainings in Sportlerkreisen eher unbekannt ist, neu ist die Methode nicht. Seit etwa 50 Jahren wird auf diesem Gebiet geforscht und besonders nach den Olympischen Spielen in Mexico 1968 wurde das Intervall-Hypoxietraining (IHT) in Fachkreisen bekannt, da man sich damals über Jahre auf die Anforderungen der Wettkämpfe auf über 2.000m Meereshöhe einzustellen versuchte und viel Forschungsarbeit betrieb. IHT steht für ein Höhentraining, das in Tallage mit Hilfe von technischen Geräten durchgeführt wird. Dabei wird in Intervallen ein Gasgemisch mit reduziertem Sauerstoffgehalt eingeatmet und damit eine Sauerstoffschuld im Körper erzeugt.

IHT steht für ein Höhentraining, das in Tallage mit Hilfe von technischen Geräten durchgeführt wird.

Eine Sonderform von IHT stellt das IHHT Training dar. Hier wechseln sich im Abstand von wenigen Minuten Intervalle mit sauerstoffärmerer (Hypoxie) und sauerstoffreicherer Luft (Hyperoxie) ab. Parallele Messungen der Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und je nach Gerät ebenso der Herzfrequenzvariabilität (HRV) lassen ein optimale Steuerung des Trainings zu. IHHT wird oftmals auch als Zelltraining bezeichnet. Zelltraining deshalb, weil die Anwendungen auf die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen abzielen.

Der schwankende Sauerstoffgehalt während eines IHHT bedeutet nämlich für die Mitochondrien eine Stressbelastung, der die geschädigten Mitochondrien nicht standhalten und somit Platz für die Bildung neuer, gesunder Mitochondrien schaffen. Die intakten Mitochondrien können sich auf die wechselnden Hypoxie – Hyperoxie Bedingungen besser einstellen und vermehren. Dadurch hilft IHHT geschädigte Mitochondrien zurückzudrängen.

Mitochondrien

Die Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen. Hier wird das lebensnotwendige ATP, unter anderem der Treibstoff für sämtliche Muskelbewegungen, aus verschiedenen Ausgangsstoffen umgewandelt. Auch in der Medizin rücken die Mitochondrien immer mehr in den Fokus und man weiß heute, dass zahlreiche Erkrankungen auf einen Energiemangel (=ATP-Mangel) zurückzuführen sind. Der Zustand der Mitochondrien bestimmt also wesentlich über unseren Gesundheitszustand und beim Sportler im Speziellen über seinen Leistungszustand. Sind viele Mitochondrien geschädigt – etwa durch Umweltbelastungen, Mangelernährung, Antibiotika und andere Medikamente, intensive sportliche Belastungen – so wird die Energiegewinnung in den Zellen immer ineffektiver und der Energiemangel spürbar. Zum Beispiel durch vermehrte Müdigkeit, Erschöpfung, schlechtere Regenerationsfähigkeit aber auch durch ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Das Problem geschädigter Mitochondrien liegt vor allem auch darin, dass sich die geschädigte DNA schneller verdoppeln lässt und sich daher die defekten Mitochondrien schneller vermehren und die intakten dadurch zurückdrängen

Der Zustand der Mitochondrien bestimmt also wesentlich über unseren Gesundheitszustand und beim Sportler im Speziellen über seinen Leistungszustand.

Menschliche Zelle (c) Adobe Stock

Einfluss von IHHT auf die sportliche Leistungsfähigkeit

IHHT wirkt ähnlich wie das im Ausdauersport bekannte Höhentraining und verbessert bei Sportlern und Sportlerinnen unter anderem die Leistungsfähigkeit. Die wesentlichen Vorteile von IHHT liegen in der guten Steuerbarkeit, dem geringen Zeitaufwand von weniger als einer Stunde pro Anwendung und dem Ausbleiben der Nebenwirkungen eines Höhenaufenthalts, da die gewohnten Umfänge und Intensitäten weiter trainiert werden können. Schon eine relativ geringe Anwendungsdauer von Hypoxie pro Tag führt zu einer Stimulation der körpereigenen EPO-Produktion sowie zu einer Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit ohne die negativen Auswirkungen eines durchgängigen Höhenaufenthalts.

Die Vorteile und die hohe Effizient des IHHT zur Verbesserung der aeroben Leistungsfähigkeit sind vielversprechend. Es wurde gezeigt, dass IHHT die körperliche Leistungsfähigkeit, die Arbeitsfähigkeit, die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit, sowie die autonome und antioxidative Balance verbessert. Die Kombination von IHHT mit dem herkömmlichen (Ausdauer)Training verstärkt die Trainingseffizienz, steigert die Belastungstoleranz, normalisiert die Intensität von freien Sauerstoffradikalen und verstärkt die Aktivitäten von antioxidativen Enzymen. IHT und besonders IHHT ist somit ein wirksames Verfahren, zur Verhinderung oxidativer Schäden in den Mitochondrien sowie um die Widerstandsfähigkeit der Zellen gegen Hypoxie (Mangelversorgung mit Sauerstoff) wesentlich zu erhöhen. Ein solches Intervall Hypoxie Hyperoxie Training hemmt die Entwicklung einer mitochondrialen Dysfunktion unter Hypoxie stark und erhöht die Kapazität des antioxidativen Systems.

In einer im Jahr 2015 durchgeführten Pilotstudie absolvierten 15 Athleten mit diagnostiziertem Übertrainigssyndrom drei mal wöchentlich über eine Dauer von vier Wochen IHHT Anwendungen zwischen 45 bis 60 Minuten, kombiniert mit einem regenerativen Ausdauertraining. Die Studienautoren kamen zum Ergebnis, dass durch IHHT die Regeneration beschleunigt werden kann.

Ablauf / Durchführung

Das Einatmen des Luftgemisches erfolgt sitzend oder liegend über eine Maske. Eine Anwendung dauert in etwa 40 bis 60 Minuten und für einen nachhaltigen Effekt sind in etwa fünfzehn Anwendungen über eine Dauer von vier Wochen empfehlenswert. Die Resultate eines IHHT Trainingsblocks bleiben stabil über mehrere Wochen bis Monate. IHHT kann abwechselnd mit dem geplanten Training durchgeführt werden und stört den angesetzten Trainingsplan nicht.

Literatur

ADAPTATION TO INTERVAL HYPOXIAHYPEROXIA IMPROVES EXERCISE TOLERANCE IN PROFESSIONAL ATHLETES: EXPERIMENTAL SUBSTANTIATION AND APPLIED APPROBATION, Yuriy Arkhipenko, PhD, Prof. et.al, European Scientific Journal June 2014 edition vol.10, No.18 ISSN: 1857 – 7881 (Print) e – ISSN 1857- 7431

Mitochondria as a Target of Intermittent Hypoxia, Iryna M. Mankovska & Tetyana V. Serebrovska, International Journal of Physiology and Pathophysiology,6(4):1-17 (2015)

Repeated hypoxia-hyperoxia exposure improves functional recovery in athletes with overtraining syndrome: a pilot study, Davide Susta, Elena Dudnik, Oleg S Glazachev, Clinical Physiology and Functional Imaging, 2015

Intervall-Hypoxietraining im Sport (IHT), Russisches Forschungszentrum für medizinische Rehabilitation und Balneologie, Prof. Tatjana Nikolajevna Tsyganova

Intermittierende Hypoxie: Höhenvorbereitung, Training, Therapie; Prof. Dr. med. Martin Burtscher; Schweizerische Zeitschrift für «Sportmedizin und Sporttraumatologie» 53 (2), 61–67, 2005

Intervall-Höhen-Training, Reinhard Ostarek, 2017

Sportmedizinische deutsche Forschungen im Umfeld der Olympischen Spiele 1968 in Mexiko City, DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN, Jahrgang 52, Nr. 10 (2001)

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